Die Bundesgartenschau Heilbronn: Wie ein neues Stadtquartier entsteht

»Der Verein Wabe e. V., eine Initiative im Gebrüder Schmid Zentrum, lud am 10. August 2019 zu einem Besuch der Bundesgartenschau in Heilbronn ein. Diese renommierte Veranstaltung fand das letzte Mal in Baden-Württemberg im Jahre 1993 als Internationale Gartenbauausstellung (IGA) in den Parkanlagen des Stuttgarter Grünen U statt.

In Heilbronn angekommen stellt sich unser Gästeführer Reinhold Schmidt vor. Sein Hemd ist im selben Rosa gehalten wie das BUGA-Maskottchen, der Gartenzwerg Karl. Dieser freundliche, bärtige Zwerg ist vielfach auf dem Gelände zu finden. Zu Beginn der Führung gehen wir am seitlich verlaufenden Neckar entlang, der für das Wirtschaftszentrum Heilbronn von immenser Bedeutung ist. Dabei passieren wir die größte Blüte der diesjährigen Gartenschau, bevor wir unter einer alten Platane Halt machen.

alle Fotos: Ulf Menck

Hinter uns sehen wir den Hausberg von Heilbronn, den Wartberg, und einige Weinberge. Vor uns entfalten sich grüne Wiesen und die Stadtausstellung, eine Wohnsiedlung für bis zu 800 Menschen mit einem öffentlichen Park. Sechs Jahre zuvor war das gesamte Gelände noch ein brachliegendes Gewerbegebiet, durch das eine Bundesstraße kreuzte. Die Fertiggestellung der Wohngebäude vom Fundament bis zum Dach dauerte ca. drei Jahre. Sämtliche Häuser haben einen rechteckigen Grundriss und ein individuelles Design.

Direkt vor uns steht das höchste Holzhaus in Deutschland mit zehn Stockwerken. Seine Außenfassade besteht aus Aluminium, da eine Holzverkleidung in diesem Fall nicht erlaubt ist. Auf der anderen Straßenseite befindet sich eine große Jugendherberge, die bereits im letzten Herbst eröffnet wurde. Das Stadtquartier Neckarbogen wird von ganz unterschiedlichen Menschen bewohnt, da die Häuser jeweils zur einen Hälfte in Mietwohnungen und zur anderen Hälfte in geförderten Wohnungsbau aufgeteilt sind. Die grünen Innenhöfe tragen verschiedene Namen. Es gibt einen Hof der Urbanität, einen der Vielfalt sowie einen der Generationen.

Außerdem ist die bisherige Bebauung nur der erste Schritt hin zu einem selbstständigen Stadtteil, der mit eigener Gastronomie und diversen Einkaufsmöglichkeiten ein zukunftsfähiges Modell der Stadtentwicklung darstellen soll. Dabei ist auch die renaturierte Umgebung von Bedeutung. Beispielsweise lädt in östlicher Richtung der terrassierte Neckaruferpark zum Verweilen ein. Im Westen lässt es sich auf der Sommerinsel zwischen Floßhafen und Karlssee entspannen.

Das grüne Zentrum, das Inzwischenland, versteht sich hingegen als Versuchsfeld, in welchem der Garten als Lebensraum und Nahrungsquelle verstanden wird. Hier wurde ein Pappelwald mit stolzen 1700 Bäumen gepflanzt, die in erster Linie als Schattenspender dienen. Dieser sehr junge Wald sowie die dort sich befindenden 20 verschiedenen Gartenkabinette werden größtenteils wieder verschwinden.

Was die gesamte Bundesgartenschau betrifft, sollen immerhin zwei Drittel der begrünten Fläche über den letzten Öffnungstag am 06.10.2019 erhalten bleiben. Um das Großprojekt zu verwirklichen, musste eine enorme Menge an Erde umgeschichtet werden. Gemessen an LKW-Ladungen könnte man mit dieser Erdmasse eine Lastwagenschlange von Heilbronn bis nach Berlin bilden.

Weiterhin sind wir bei unserem Besuch Zeuge einer ganz besonderen Attraktion der diesjährigen BUGA geworden, der spektakulären Wassermusikshow. Just in dem Moment als wir die Hälfte der Länge des Karlssees passierten, ertönt plötzlich klassische Musik und mehrere Wasserfontänen erfreuen unsere Augen. Sie bewegen sich im Takt und Rhythmus der wohlklingenden Klassik. Die für die Inszenierung verantwortliche Wasserfontänenanlage gehört zu den größten in ganz Europa. Einige Minuten später lassen wir den warmen Sommertag bei kühlen Getränken sowie kleinen Snacks im Restaurant Alte Reederei ausklingen. Ein Blättern im Ausstellungskatalog empfiehlt eine Wiederkehr, denn wenn sich die Nacht über Heilbronn legt, soll die Atmosphäre am See mittels Flammenprojektoren und leuchtenden Wasserleinwänden fantastisch hell werden.«

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