Ein Rückblick: „Nähe(n) erleben – Angekommen in Stuttgart“

Am Samstagnachmittag, den 6. Juli 2019, stand im Rudolf Schmid Saal des Generationenhauses Heslach die Nähgruppe der Frauen mit Fluchterfahrungen im Mittelpunkt. Der erste Programmpunkt war jedoch die Eröffnung der Wanderausstellung „An(ge)kommen. Augenblicke. Begegnungen. Geschichten“ im Café Nachbarschafft.

Die Gemeinsamkeit beider Ereignisse liegt in der Flucht- und Migrationsthematik, da sich die Gemeinschaft der Näherinnen vor allem aus geflüchteten Frauen zusammensetzt. Im Café Nachbarschafft hingegen werden einzelne Menschen und ihre Fluchtgeschichten porträtiert. Dazu zählen sowohl Erfahrungen von Senior*innen während des Zweiten Weltkriegs, als auch von Immigrant*innen, die vor mehr als einem Jahrzehnt oder erst kürzlich ihren Weg nach Deutschland gefunden haben. Auch wenn jede Emigrationserfahrung individuell verschieden ist, lassen sich in den vielfältigen Geschichten doch Berührungspunkte, bspw. in den Fluchtgründen, ausmachen.

Die Ausstellung eröffnete Raiko Grieb, Bezirksvorsteher Stuttgart-Süd, mit einem Grußwort. Auch sein Großvater berichtet nun im Alter vermehrt von Flucht- und Migrationserfahrungen, die er als Sudetendeutscher erfahren hat. Flucht ist somit kein ausschließlich modernes Thema, sondern schon seit jeher in unserer Gesellschaft präsent. Im Anschluss sprach Preslava Abel vom Forum der Kulturen Stuttgart e. V. über die Aufgabe, die Integration zu fördern, Eindrücke zu sammeln und die Willkommenskultur am Leben zu halten.

Die zahlreichen Besucher*innen, die im Café Nachbarschafft kaum noch einen Platz fanden, begaben sich nun in den weitaus größeren Rudolf Schmid Saal. Dort waren die selbstangefertigten bunten Kleidungsstücke der Nähgruppe ausgestellt. In den Pausen zwischen den einzelnen Programmpunkten sang der persische Songwriter Qasem einige wohlklingende Lieder, die er mit seiner Gitarre begleitete.

Seit 2018 treffen sich die Migrantinnen am Marienplatz, begleitet werden sie dabei hauptsächlich von Gudrun Knapp vom Elternseminar der Landeshauptstadt Stuttgart. In ihrer Rede berichtete diese vom lebendigen Miteinander in der Gruppe, die diverse Nationalitäten vereinigt. Mittlerweile hat sie „ihr Herz an die Gruppe verloren“, die von Anfang an großes Interesse hervorrief. Ihre Aufgaben, bspw. das Organisieren von geeigneten Stoffen mittels Spenden, sind zu einem spannenden Teil ihres Lebens geworden. Das gemeinsame Nähen ist internationaler Austausch, gegenseitige Hilfe und durch die nebenher spielenden Kinder auch laut und verspielt. Daneben ist die Gruppe ein guter Ort zum  Deutschlernen.



            
      



Auch Ayse Özbabacan von der Abteilung Integrationspolitik der Stadt Stuttgart betitelte die Initiative als Empowerment-Projekt, als Hilfe zur Selbsthilfe. Die Kompetenzen von Migrant*innen sollen dort erkannt und gefördert werden. Anschließend fand eine Gesprächsrunde mit sechs Näherinnen statt. Im Rahmen dieser lobten die Frauen das gemeinsame Nähen, Lernen und Reden. Sie betonten zudem die Solidarität untereinander und ihren Kampf um mehr gesellschaftliche Akzeptanz. Nach Danksagungen und einem Gruppenbild mit allen Teilnehmerinnen, bekam jede von ihnen ein Zertifikat der Stadt Stuttgart überreicht.

Zum Ausklang freuten sich alle Anwesenden auf das Buffet und die Getränkebar. 

Ein Bericht von Ulf Menck (Redakteur Gebrüder Schmid Zentrum)

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