Die Stadtteilspaziergänge „Heslach erleben“ müssen zunächst aufgrund von COVID-19 pausieren. Das finden wir schade, aber wir lassen den Kopf nicht hängen und möchten Heslach trotzdem mit Ihnen erkunden – natürlich Corona-konform! Darum gibt es mit dieser kleinen Wegbeschreibung die Möglichkeit für Sie, auf die Spur des ehemaligen Heslacher Bahnhofs zu gehen. Schnappen Sie sich einen Partner oder eine Partnerin und los geht’s! Sie erwartet eine Runde, die – wie gewohnt – am Erwin-Schoettle-Platz startet, über Staffeln und Panoramaweg in die Höhe geht, schöne Ausblicke bietet und einfach Spaß macht!
Das AWO-Begegnungs- und Servicezentrum im Alten Feuerwehrhaus, der Internationale Bund mit „KUGEL – Kulturen gemeinsam leben“ sowie das Gebrüder Schmid Zentrum im Generationenhaus Heslach laden herzlich dazu ein, diese Wegbeschreibung zu nutzen und einen Spaziergang zu unternehmen! Ein herzliches Dankeschön geht an Hagen Müller, der uns diese Route aufgezeigt und die interessanten Fakten dazu bereitgestellt hat.
Startpunkt ist der Erwin-Schoettle-Platz an der Bushaltestelle in der Schreiberstraße.
Hier stand früher die Schreiberschule, das so genannte „Backsteinhäusle“. Ab 1878 war sie die Grundschule für Heslach. Als das kleine Gebäude die vielen Schüler nicht mehr fassen konnte, wurden einige Klassen in die Schickhardtschule ausquartiert. Später, im Jahre 1976, ersetzte die neue Wilhelm-Hauff-Schule die zu kleine Schreiberschule.
Station 2:
Blickt man in Richtung U-Bahn-Station, sieht man das Institut für Kunststofftechnik, kurz IKT. Dieses ist ein Teil der Universität Stuttgart, die diesen Standort in näherer Zukunft aufgeben wird. Weiter geht es in die Schickhardtstraße bis zur Abzweigung in die Mörikestraße. Auf der linken Seite der Straße befand sich früher der Betrieb Zimmermann Locher.
Station 3:
Ein Stück weiter oben, an der Ecke Gebelsbergstraße, sieht man die Schickhardtschulen. Die untere Schule beherbergt das Gymnasium, der mittlere Teil ist die Turnhalle, der obere Teil ist die Realschule, die zeitweise bis mindestens 1965, Grundschulklassen aus der Schreiberschule und der Lerchenrainschule aufnahm.
An diesem Standpunkt nicht sichtbar, aber trotzdem nennenswert: Der Schwabtunnel. Folgt man der Schickhardtstraße, erkennt man ihn nach der Kurve. Der Schwabtunnel ist nicht nur Verbindung zwischen dem Süden und Westen, sondern auch der erste Straßenbahntunnel Stuttgarts und sogar der erste Tunnel weltweit, durch das Automobile fahren.
Entlang der Gebelsbergstraße geht es weiter. In der Hausnummer 9 war früher der Klett-Verlag beheimatet. Wenn man genau hinschaut, erkennt man über der Eingangstür den verblichenen Namen.
Die nächsten, neueren Häuser in der Straße stehen auf dem ehemaligen Grund der Zimmerei Locher.
Station 5:
Nächster Halt ist die Ecke Gebelsberg-, Wannenstraße. Auf der linken Seite ist das Stuttgarter Hofbräu, das auf diesem Gelände ein eigenes Brunnenrecht besitzt.
Das erste Haus nach der Kreuzung in der Gebelsbergstraße war in den 60er Jahren ein Milchladen, zu kaufen gab es nur Milchprodukte – unverpackt.
An der Ecke Wannenstraße, Witthohstaffel ist der Schlenklinsbrunnen, an dem die Haushalte Heslachs bis 1882 ihr Quellwasser holten.
Die Wannenstraße endet von hier aus gesehen Richtung Südheim bereits nach 100 Metern. Vorgesehen war aber eine Verbindung bis zur Hohentwielstraße bei Hausnummer 90. Etliche Häuser errichteten in den 50er und 60er Jahren Garagen an der geplanten Trasse, die nun mitten im Hang als Abstellraum dienen. Eine Umsetzung der ursprünglichen Planung ist inzwischen gänzlich verworfen worden.
Nun geht es die Witthohstaffel bis zur Rebenreute hinauf.
Dort angekommen befindet sich in naher Entfernung, rechts gesehen, der letzte Weinberg auf dieser Seite von Heslach. Dieser wird von von der Stadt Stuttgart bewirtschaftet.
Wir gehen dann links entlang bis zur Aussichtsplattform kurz vor Ende der Rebenreute. Hier hat man einen von x-schönen Blicken über das Heslacher Tal.
Station 7:
Nun verlassen wir die Rebenreute über den Panoramaweg. Gleich nachdem wir die Hasenstaffel, Verbindung zwischen Heslach und dem blauen Weg, kreuzen, sehen wir linker Hand einen steilen Garten oberhalb der Baumreute. Hier lebten jahrelang Lamas, Ziegen, Bienen und andere Kleintiere.
Über den Panoramaweg und anschließend die Hasenstraße hinunter gelangten die Zugfahrenden vom Heslacher Bahnhof nach Heslach bis zum Contessa-Camerawerk. Am Ende der Allee sehen wir rechts in der Eisenbahnböschung eine Lücke, hier gab es eine Unterführung, die die beiden Bahnsteige verband. Zwischen Unterführung und Brücke gab es auch noch ein Kiosk.
Der Bahnhof an der Gäubahnstrecke war von 1879 bis 1960 aktiv. Die überdachten Haltestellen und die Unterführung standen aber noch bis Mitte der 70er Jahre.
Von der Brücke aus kann man noch die Bahnsteige erkennen. Wenn man dem Weg nach oben folgt, kommt man oben am Hasenberg zum Waldhaus, das bis vor wenigen Jahren noch bewirtet war. Das ist auch das „Pfarrwegle“, die Verbindung von Botnang für den Pfarrer, der die Heslacher Kirche mitbetreute. Diesem folgen wir nun abwärts nach Heslach, der ehemaligen Karlsvorstadt.
Durch das gesamte „Pfarrwegle“ gelangt man dann in die Hasenstraße.
Am Heslacher Friedhof vorbei, trifft man an der Ecke Gebelsberg-, Hasenstraße auf das Theater am Faden. Hier beginnt die Ortsmitte von Heslach, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Die Wegführung erinnert noch an alte Zeiten, da diese sich in leichten Schwüngen nach unten zieht.
Station 10:
In der Vellmenstraße angekommen findet man rechts die Möbelspedition Auracher, ein alteingesessenes Familienunternehmen. 1921 gründete Karl Jakob Auracher dort sein Fuhrgeschäft, zunächst mit einem Pferdegespann. Er belieferte die Heslacher Handwerker und Händler mit Waren vom Stuttgarter Markt. Seit 1933 transportiert diese Spedition u. a. die Instrumente und Requisiten des Staatstheaters Stuttgart. Nicht nur Möbelwagen aus mehreren Zeitepochen, sondern auch verschiedene bis über 100 Jahre alte Kutschen zeugen hier von langer Tradition. Die Liebe zu den Pferden ist bis heute geblieben. Hier findet man die letzten Pferde im Innenstadtbereich mit eigener Koppel – mitten im Zentrum von Alt-Heslach.
An der nächsten Kreuzung treffen Welten aufeinander. Rechts steht das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus, dessen Alter nicht offensichtlich erkennbar ist. Das Haus wurde zwischen 1500 und 1600 erbaut. Das Fachwerk ist unter dem Putz versteckt.
Schräg gegenüber ist ein Betonklotz aus den 70er Jahren zu sehen, der nicht wirklich in den Charme des alten Heslach reinpasst. Auf dem Bild erkennen wir das Haus gegenüber, das von der Schindelverkleidung befreit wurde und nun wieder bestens in das Altheslach passt.
Ein Stück weiter, an der Kreuzung Böblinger- und Kelterstraße kann man auf dem Haus, das gegenüber vom ehemaligen Hofbräukeller steht, ein in Stein gemeißeltes Bild der alten Heslacher Kelter sehen.
Station 12:
Wir folgen der Böblinger Straße und finden an der Kreuzung Frauenstraße das Jugendhaus Heslach – gerade im Neubau. Aber das steht hier schon lange. Hier hatten die Fantastischen Vier ihren ersten Auftritt, als sie noch völlig unbekannt waren.
Und schon sind wir wieder am Ausgangspunkt beim Heslacher Dom angelangt.
Text: Jessica Specht, Projektleitung KUGEL (Kulturen gemeinsam leben); Hagen Müller, HGDV (Handel, Gewerbe und Dienstleistungen e. V.)
Fotos: Jessica Specht