Erfahrung 1 unserer "Zeitreise"

Jessica Auch:
“Man trifft auf so viele Probleme, die einem als Fußgänger niemals auffallen würden!“

Es ist nicht leicht, sich als junger, gesunder Mensch in die Lage von mobilitätseingeschränkten Menschen hineinzuversetzen. Um dieses Gefühl zu erleben, machten wir uns auf den Weg durch Heslach.

Diese für uns ganz unbekannte Situation stellte uns schnell vor ungewohnte Probleme. Wir hätten uns nie erdenken können, wie schwierig es ist, mit einem Rollstuhl die Straße innerhalb einer normalen Grünphase einer Fußgängerampel zu überqueren.

Was für “normale“ Fußgänger überhaupt kein Problem hervorruft, ist für den Rollstuhlfahrer ein richtiges “Wettrollen“ mit der Zeit.

Hier kommt Erfahrung 2

Erfahrung 2 unserer "Zeitreise"

Seyda Bilgili:
“Ich fand es sehr anstrengend, als Rollstuhlfahrerin die Straßen zu überqueren. Und es war eine neue Erfahrung für mich, wie schwierig es ist, auch nur eine flach geneigte Rampe hochzufahren.“

Als nächstes Hindernis auf unserer Erkundungstour eröffnete sich uns eine Haltestelle der Stadtbahn. Ohne Betreuer mit dem Rollstuhl die Rampe hochzukommen, war ein wahrer Kraftakt. Die Überlegung, eine Station weiter mit der Bahn zu fahren, haben wir schnell wieder verworfen. Wir haben es uns einfach nicht getraut, da wir alle Leute aufgehalten hätten.

Stattdessen machten wir uns auf in Richtung Marienplatz. Die Beläge der Gehwege nimmt man als Fußgänger kaum wahr. Mit Rollator oder Rollstuhl hingegen stellen sich beispielsweise Pflastersteine als reinstes Abenteuer heraus. Diese zu überqueren ist gar nicht so einfach. In großen Fugen bleiben sogar manchmal die kleinen Räder stecken! Auch seitlich abfallende Gehwege waren anstrengend zu befahren!

Und möchte man einmal die Straße überqueren, muss man sich erst einmal auf die Suche nach ausreichend abgesenkten Bordsteinen machen. Hat man dann einen abgesenkten Bordstein gefunden, kommt man trotzdem nicht alleine auf die Straße. Man muss sich von einem Betreuer rückwärts den Bordstein herunterziehen lassen, da man sonst vorwärts aus dem Rollstuhl herauskippen würde. Das haben wir allerdings auch erst nach einigen Versuchen herausgefunden.

Und hier kommt Erfahrung 3

Erfahrung 3 unserer "Zeitreise"

Sönke Patt:
“Mir als Rollstuhlfahrer fiel es sehr schwer, auf den Straßen in Heslach und überhaupt im gesamten Straßenverkehr zurechtzukommen. Ganz besonders die Bordsteinkanten waren ohne Hilfe gar nicht überwindbar. Selbst als Betreuer war es für mich sehr schwierig, den Rollstuhl schnell von einer Straßenseite zur anderen zu schieben. Außerdem fühlte ich mich ein wenig hilflos, wenn andere mich geschoben haben, da ich ’fremdgesteuert’ wurde.“

Als es einmal keinen abgesenkten Bordstein gab, mussten wir einen kleinen Umweg fahren und dabei eine leichte Steigung bewältigen – ohne Betreuer kaum zu schaffen. Den Rollstuhl aus eigener Kraft bergauf zu bewegen, stellte sich als wirklich äußerst schwierig heraus. Aber auch die Betreuer hatten Probleme, den Rollstuhl bergauf zu schieben!

Am Marienplatz angekommen brauchten wir erst einmal eine Pause und wollten uns ein Eis gönnen. Für die Rollstuhlfahrer war die Eisdiele jedoch unzugänglich, und so mussten die Betreuer das Eis kaufen gehen. Was uns am Marienplatz positiv auffiel, war der Aufzug zur unterirdischen Stadtbahn-Haltestelle, dieser hatte sogar einen heruntergesetzten “Drücker“ für Rollstuhlfahrer.


Zeitgleich hat unser Dozent im Generationenhaus den Alterssimulator “Gert“ getestet. Dieser versteift unter anderem die Gelenke und schränkt das Seh- und Hörvermögen beträchtlich ein. Er erzählte, dass es schwer gewesen sei, anderen Leuten zuzuhören. Er habe schnell aufgehört, nachzufragen und sich mit der Zeit aus den Gesprächen ausgeklinkt: “Man sei sehr auf seine Mitmenschen angewiesen und jede Bewegung wird durch die zusätzlichen Gewichte um einiges anstrengender!“

Quartiers-Projekt "Heslach im Blick"

22 Monate „Heslach im Blick“ – eine (Zwischen)-Bilanz

Am 18. Juli 2012 ging “Heslach im Blick“ an den Start. Alle Bürgerinnen und Bürger waren eingeladen, an diesem Quartiersprojekt mitzuwirken, mitzumachen, dabei zu sein.
Das Ziel von “Heslach im Blick“ ist in einem Satz umrissen:
Bürgerbeteiligung und Bürgernähe im nachbarschaftlichen Miteinander für mehr Lebensqualität im Quartier.

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Heslach im Blick: Stuttgart-Süd vor Ort und mittendrin

Einladung zur 2. Veranstaltung
“Heslach im Blick … des Wohnens wert … des Lebens wert …“

Das Forum für mehr Wohn- und Lebensqualität im Quartier

Im letzten Jahr startete eine Veranstaltungsreihe, die die Bürgerinnen und Bürger im Stuttgarter Süden über sozial geprägte und gemeinschaftsorientierte Wohn- und Lebensformen informiert. Mehr noch, es werden dabei interessierten Menschen alternative und selbstorganisierte Lebens- und Nachbarschaftsprojekte vorgestellt und diskutiert, die für jeden Einzelnen ein wertvoller Beitrag für mehr Wohn- und Lebensqualität im Quartier bedeutet.

Das Quartiersprojekt “Heslach im Blick … des Wohnens wert … des Lebens wert …“ bietet am 15. Mai 2014 unter dem Schwerpunktthema “Stuttgart-Süd: vor Ort und mittendrin“ wiederum ein Veranstaltungsforum, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger im Quartier herzlich eingeladen sind.

Auch dieses Mal steht die Vorstellung von bemerkenswerten Wohnprojekten im Vordergrund der Veranstaltung: Michael Kunert von der Kontaktstelle für Baugemeinschaften beim Stadtplanungsamt Stuttgart zeigt Lösungen für die Umsetzung gemeinschaftsorientierter Bauvorhaben auf. Claus Sendler, einer von elf “Altenknüpfern“, berichtet über ihr selbstorganisiertes Wohn- und Nachbarschaftsprojekt “Scharnhauser Park“ in Ostfildern. Zwei Beispiele, die untermauern, dass sie auch im Stuttgarter Süden Vorreiter- bzw. Nachahmerfunktion übernehmen können.

Des Weiteren zeigt “Heslach im Blick“ eindrucksvolle Beispiele von Bürgern für Bürger, wie sozial orientierte Nachbarschaftshilfe und ein Fair-Trade-Unterstützungsprojekt in Heslach umgesetzt werden: Der Heslacher Lebensmitteleinzelhändler Salman Gedik erzählt, wie er sein Geschäft versteht, um seine Kunden, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, glücklich zu machen – soziale Nachbarschaftshilfe als Dienstleistung. Bernd Lange stellt ein in Degerloch erfolgreich verkauftes Fair-Trade-Produkt vor, das einer Kleinbauerngenossenschaft in Ecuador ihre Existenz sichern hilft. Und das nun im Sinne eines für die Bürger aktiven “Transferprojektes“ im Rahmen der jüngsten Fair-Trade-Zertifizierung des Stadtbezirks Süd auch für Heslach umgesetzt wird.

Zu guter Letzt aus aktuellem Anlass wird Sandra Langer vom Amt für Umweltschutz über das Projekt “Stadt mit Energieeffizienz >SEE<“ berichten: Im Generationenhaus Heslach findet im Mai ein “Energiesparmonat“ statt, bei dem Heslacher Bürger umfassend informiert werden, wie sie Energiekosten für Strom, Gas, Wasser und Heizung effizient einsparen können – im Rahmen des Projektes werden im Generationenhaus zahlreiche Aktionen und auch Umsetzungsmaßnahmen zu dem Thema “Energie für die Zukunft – was können wir heute dafür tun?“ durchgeführt.

Im Anschluss besteht wiederum die Möglichkeit, sich in unmittelbare Gespräche mit Initiativgruppen und Organisationen über unterschiedliche Wohn-, Lebens- und Nachbarschaftsprojekte einzubinden, um aus erster Hand für sich selbst wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Kompetente Ansprechpartner z. B. des “Pflegestützpunktes“, vom „Bürgerservice Leben im Alter“, der “DRK-Wohnberatung“ und vom “Betreuten Wohnen des Wohlfahrtwerkes“ stehen Rede und Antwort, wenn es sowohl um Fragen des selbstbestimmten Wohnens im Alter als auch um Lösungen für hilfe- und pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen geht.

 

 

 

Für die musikalisch erlesene Untermalung des Abends begleitet der Konzertpianist und Komponist Vladimir Romanov am Klavier die Gäste. Mit seiner Vertonung des Werkes “Stabat Mater“ feierte er am 6. April 2014 in der Stuttgarter Liederhalle seine Welturaufführung.


Die Veranstaltung findet statt am:
Donnerstag, 15. Mai 2014 von 18:00 Uhr bis 19:45 Uhr
im Generationenhaus Heslach der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung, Gebrüder-Schmid-Weg 13.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.