Die großzügige Schenkung von Rudolf Schmid und Hermann Schmid

Als im Frühjahr 2002 das Generationenhaus West, dicht gefolgt vom Generationenhaus Heslach, feierlich seine Türen öffnete, war dies im Besonderen ein Verdienst der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung. Die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung, die den Bau der beiden multifunktionalen Generationenhäuser ermöglichte, war Idee und Erbe von Rudolf Schmid (1897-1994) und Hermann Schmid (1904-1992). Die großzügige Spende ihres gesamten Nachlasses von circa 100 Millionen D-Mark an die Stadt Stuttgart zum Bau sozialer Einrichtungen war der ausdrückliche Wunsch und Wille der Geschwister. Hierbei handelte es sich um das finanziell beträchtlichste jemals der Stadt Stuttgart geschenkte Vermächtnis.

Rudolf Schmid

In ihrem Leben taten sich die Gebrüder Schmid als sehr fleißige und sparsame Schwaben hervor. Bereits als Kinder unterstützten sie ihren Vater Josef Schmid und dessen Buch- und Zeitschriftenvertrieb, den dieser 1899 in der Silberburgstraße 123 gegründet hatte. In Gaststätten verteilten sie beispielsweise Prospekte und Werbematerialen für das Unternehmen. Der jüngere Hermann Schmid, der eine Feinmechanikerlehre bei der Robert Bosch AG abgeschlossen hatte, übernahm die Firma von dem 1924 verstorbenen Vater. Um die kaufmännischen Aufgaben kümmerte sich fortan sein Bruder und Firmenteilhaber, der gelernte Bank- und Versicherungskaufmann Rudolf Schmid. Mittels der Erweiterung durch eine Generalagentur für namhafte Versicherungen expandierte der Buch- und Zeitschriftenvertrieb. Ihr außerordentliches Verkaufstalent sowie ihre ausgeprägte „Schaffer-Mentalität“ mündete nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Aufbau eines florierenden Unternehmens, das 1974 über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte. Seit dem Jahr 1959 ist der Firmensitz in der Immenhofer Straße 22 in Stuttgart-Süd verortet. Die Rudolf & Hermann Schmid KG ist noch heute eine der führenden Familienschutz-Agenturen mit landesweiten Unternehmensstandorten.

Hermann Schmid

Ausschlaggebend für die hohe Summe des gespendeten Vermögens war auch der äußerst bescheidene Lebensstil von Rudolf Schmid und Hermann Schmid. So verzichtete Rudolf Schmid auf ein eigenes Auto und benutzte die öffentlichen Verkehrsmittel. Sein Bruder Hermann war stets mit dem „kleinsten Daimler als Diesel“ unterwegs, weiß sein Neffe Edgar Kurz, der Testamentsvollstrecker der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung, zu berichten. Beim Bäcker griff sein Onkel gar auf das günstigere Gebäck vom Vortag zurück und schenkte ihm zu Weihnachten einmal nur eine halbe Tafel Schokolade.

Das Motiv der sparsamen schwäbischen Lebensführung der Gebrüder Schmid war allerdings nicht Eigennützigkeit. Dies bewies die noble Schenkung der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung an die Stadt Stuttgart, anhand derer mit den Generationenhäusern West und Heslach insgesamt fünf soziale Einrichtungen errichtet werden konnten. So wurde 1998 das Seniorenzentrum Röhrer Höhe erbaut, es folgten die Kindertagesstätte Pfennigäcker sowie eine Begegnungsstätte in der sanierten und erneuerten Schlossscheuer in Stuttgart-Stammheim.

 

Das zwanzigjährige Jubiläum des Generationenhauses West und des Generationenhauses Heslach der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung wird 2022 unter dem Motto Orte des Miteinanders gefeiert.

Hierzu sind eine Reihe von Veranstaltungen den Gebrüdern Schmid gewidmet, u.a. die PorträtausstellungWas hält uns im Stuttgarter Süden zusammen?“ im Generationenhaus Heslach. Des Weiteren entstand ein Jubiläumsfilm, der beide Generationenhäuser in ihrer Entwicklung sowie all ihrer Vielfalt darstellt.

Foto: Ulf Menck

 

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