"Ein Geschäft auf eine andere Weise"

Der Heslacher Lebensmitteleinzelhändler
Salman Gedik hat Nachbarschaftshilfe
in seinem Angebot


Von außen ist das kleine Lebensmittelgeschäft Gedik in der Taubenstraße wie viele andere auch: Vor dem Laden präsentiert sich ein buntes Angebot von Obst und Gemüse und lädt zum Kaufen ein. Doch im Inneren spürt der Kunde sofort, es ist etwas anderes, was ihn erwartet: Ein Händler, der zuhört, der mit seinen Kunden spricht, der hilft, der sein Geschäft nicht nur als Verkaufen sieht…

Salman Gedik erzählte den Besuchern der Veranstaltung, wie er sein “Geschäft“ versteht. Und das seit nunmehr 19 Jahren. Seine Kunden, die auf unter unterschiedlichste Weise vorübergehend oder auch für immer in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, werden von ihm und seinen Mitarbeitern versorgt: Ein Anruf genügt, die Lebensmittel werden ins Haus bzw. in die Wohnung gebracht. Nicht nur das, auch Päckchen, Pakete und sonstige Lieferungen nimmt er entgegen und trägt sie weiter in die Wohnung. Und auch Besorgungen von Dingen, die er selbst nicht in seinem Angebot hat, führt er genau so durch, wie er den Kasten Mineralwasser schleppt oder Medikamente aus der Apotheke besorgt. Und das alles, ohne auch nur einen Cent mehr für seine Dienstleistungen zu verlangen.

Nachbarschaftshilfe, die für Salman Gedik selbstverständlich ist. Und die eindrucksvoll zeigt, wie gemeinschaftliches Leben im Quartier auch aussehen kann. Sich um seine unmittelbare Nachbarschaft kümmern, auf die Bedürfnisse und Sorgen seiner Mitmenschen eingehen… für einen Lebensmittelhändler eine bemerkens- und nachahmenswerte Bereicherung im sonst üblichen Angebot seines Geschäfts. Es passt zu Heslach.

"Gemeinsam statt einsam"

Alle reden vom Netzwerken –
die “Altenknüpfer“ haben eines geknüpft

Ein Blick über Heslach hinaus, doch ein Beispiel, das auch Heslach gut zu Gesicht stehen kann: Im Scharnhauser Park in Ostfildern haben elf Menschen – fünf Ehepaare und eine alleinlebende Bewohnerin – ihr Wohn- und Lebenskonzept verwirklicht. Die “Altenknüpfer“ leben seit mehr als 10 Jahren in ihrem selbstorganisierten Wohn- und Nachbarschaftsprojekt gemeinschaftlich und dennoch jeweils in ihren eigenen vier Wänden zusammen.

Sonja Wörtmann und Claus Sendler vermittelten den Besuchern ein lebendiges Bild über ihre Form der Wohngemeinschaft – ein Netzwerk von Senioren, für die sich das nachbarschaftliche Miteinander zum Lebensinhalt entwickelt hat. Es ist zum wesentlichen Bestandteil für ihre Lebensqualität geworden, die inzwischen auch auf die weiteren Bewohner von 20 Wohnungen in den beiden “Stadtvillen“, wie sie die Altenknüpfer nennen, übergreift. Die Hälfte davon hat Migrationshintergrund – es ist zu einem belebenden Multikulti-Wohnnetzwerk geworden.

Die beiden Altenknüpfer unterstrichen in ihrer Vorstellung, wie wichtig es ist, in der Entstehungsphase eines solchen Wohnprojektes Menschen zu finden, bei denen die “Chemie stimmt“ und die bereit sind, einen geplanten gemeinsamen Weg des Wohnens verantwortlich mitzugehen. Sehr anschaulich berichteten sie, wie ihr heutiges Leben in ihrem Nachbarschaftsnetzwerk aussieht, was sie an Aktivitäten unternehmen oder auch nicht tun, wie sie sich gegenseitig unterstützen – kurz, wie ihr Miteinander des “Gemeinsam statt einsam“ aussieht.

Am Ende brachte es Claus Sendler, lange Zeit Süd-Bürger aus Kaltental, auf den Punkt: Mit ihrem Leitsatz “Jeder sollte das Maß an Nähe und Distanz respektieren, das der andere braucht“, haben elf Senioren ihre Wohn- und Lebensform verwirklicht.

"Heslach gibt was her"

“Heslach im Blick“ zeigt sich von seiner Schokoladenseite

Eine Schokolade für Heslacher Bürgerinnen und Bürger… für unser Quartier ist dies neu. Doch nicht in anderen Stadtteilen Stuttgarts. So kam die Idee dazu aus Degerloch, wo Degerlochs Schokoladenseiten seit Jahren ein Renner sind.

Bernd Lange präsentierte nun die Heslacher Version. Er machte gleich am Anfang deutlich, dass die Idee “geklaut“ ist – doch warum das Rad neu erfinden, wenn es bereits erfolgreich rollt?! Warum gibt es jetzt diese Schokolade? Es sind zunächst zwei unterschiedliche Tafeln: eine von “Heslach im Blick“ und eine weitere vom Gebrüder Schmid Zentrum im Generationenhaus Heslach.

Die Schokolade ist ein Fair-Trade-Bio-Produkt, die von einer Genossenschaft von Kleinbauern in Ecuador hergestellt wird. Die Gewinne gehen 100%ig an die zugehörigen Kleinbauern – rund 850 Kichwa-Familien –, um eine nachhaltige Entwicklung im Sinne von Bildung und Gesundheitsfürsorge zu fördern und ihre Lebensexistenz zu sichern.

Da Stuttgart-Süd die Zertifizierung zum Fair-Trade-Stadtbezirk beantragt hat, gibt diese Auszeichnung der Schokolade einen besonderen Wert. Hinter dem Konzept der Heslacher Schokolade steht eine weitere Idee: Die Bürgerinnen und Bürger im Stuttgarter Süden sollen aktiv eingebunden werden. In unserem Quartier zu leben, heißt auch, unser Quartier zu gestalten. Die jetzigen Banderolen zeigen, wie das künftig aussehen kann.

Für weitere Schokoladentafeln werden die Bewohner motiviert, ihren Beitrag zu leisten. Mit Foto-, Schreib-, Mal- und anderen Wettbewerben werden sie ermuntert, ihre schönsten Bilder oder Geschichten aus oder über Heslach einzureichen. Und die allerschönsten davon werden prämiert und dann die weiteren Schokoladen verzieren.

Schokolade für den Stuttgarter Süden – von den Bürgerinnen und Bürgern im Stuttgarter Süden gestaltet. Es ist doch ein verlockendes Angebot, das sicherlich Appetit auf mehr macht.

Heslach im Blick: Stuttgart-Süd vor Ort und mittendrin

Einladung zur 2. Veranstaltung
“Heslach im Blick … des Wohnens wert … des Lebens wert …“

Das Forum für mehr Wohn- und Lebensqualität im Quartier

Im letzten Jahr startete eine Veranstaltungsreihe, die die Bürgerinnen und Bürger im Stuttgarter Süden über sozial geprägte und gemeinschaftsorientierte Wohn- und Lebensformen informiert. Mehr noch, es werden dabei interessierten Menschen alternative und selbstorganisierte Lebens- und Nachbarschaftsprojekte vorgestellt und diskutiert, die für jeden Einzelnen ein wertvoller Beitrag für mehr Wohn- und Lebensqualität im Quartier bedeutet.

Das Quartiersprojekt “Heslach im Blick … des Wohnens wert … des Lebens wert …“ bietet am 15. Mai 2014 unter dem Schwerpunktthema “Stuttgart-Süd: vor Ort und mittendrin“ wiederum ein Veranstaltungsforum, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger im Quartier herzlich eingeladen sind.

Auch dieses Mal steht die Vorstellung von bemerkenswerten Wohnprojekten im Vordergrund der Veranstaltung: Michael Kunert von der Kontaktstelle für Baugemeinschaften beim Stadtplanungsamt Stuttgart zeigt Lösungen für die Umsetzung gemeinschaftsorientierter Bauvorhaben auf. Claus Sendler, einer von elf “Altenknüpfern“, berichtet über ihr selbstorganisiertes Wohn- und Nachbarschaftsprojekt “Scharnhauser Park“ in Ostfildern. Zwei Beispiele, die untermauern, dass sie auch im Stuttgarter Süden Vorreiter- bzw. Nachahmerfunktion übernehmen können.

Des Weiteren zeigt “Heslach im Blick“ eindrucksvolle Beispiele von Bürgern für Bürger, wie sozial orientierte Nachbarschaftshilfe und ein Fair-Trade-Unterstützungsprojekt in Heslach umgesetzt werden: Der Heslacher Lebensmitteleinzelhändler Salman Gedik erzählt, wie er sein Geschäft versteht, um seine Kunden, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, glücklich zu machen – soziale Nachbarschaftshilfe als Dienstleistung. Bernd Lange stellt ein in Degerloch erfolgreich verkauftes Fair-Trade-Produkt vor, das einer Kleinbauerngenossenschaft in Ecuador ihre Existenz sichern hilft. Und das nun im Sinne eines für die Bürger aktiven “Transferprojektes“ im Rahmen der jüngsten Fair-Trade-Zertifizierung des Stadtbezirks Süd auch für Heslach umgesetzt wird.

Zu guter Letzt aus aktuellem Anlass wird Sandra Langer vom Amt für Umweltschutz über das Projekt “Stadt mit Energieeffizienz >SEE<“ berichten: Im Generationenhaus Heslach findet im Mai ein “Energiesparmonat“ statt, bei dem Heslacher Bürger umfassend informiert werden, wie sie Energiekosten für Strom, Gas, Wasser und Heizung effizient einsparen können – im Rahmen des Projektes werden im Generationenhaus zahlreiche Aktionen und auch Umsetzungsmaßnahmen zu dem Thema “Energie für die Zukunft – was können wir heute dafür tun?“ durchgeführt.

Im Anschluss besteht wiederum die Möglichkeit, sich in unmittelbare Gespräche mit Initiativgruppen und Organisationen über unterschiedliche Wohn-, Lebens- und Nachbarschaftsprojekte einzubinden, um aus erster Hand für sich selbst wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Kompetente Ansprechpartner z. B. des “Pflegestützpunktes“, vom „Bürgerservice Leben im Alter“, der “DRK-Wohnberatung“ und vom “Betreuten Wohnen des Wohlfahrtwerkes“ stehen Rede und Antwort, wenn es sowohl um Fragen des selbstbestimmten Wohnens im Alter als auch um Lösungen für hilfe- und pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen geht.

 

 

 

Für die musikalisch erlesene Untermalung des Abends begleitet der Konzertpianist und Komponist Vladimir Romanov am Klavier die Gäste. Mit seiner Vertonung des Werkes “Stabat Mater“ feierte er am 6. April 2014 in der Stuttgarter Liederhalle seine Welturaufführung.


Die Veranstaltung findet statt am:
Donnerstag, 15. Mai 2014 von 18:00 Uhr bis 19:45 Uhr
im Generationenhaus Heslach der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung, Gebrüder-Schmid-Weg 13.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Heslach im Blick: „… des Wohnens wert … des Lebens wert …“

Rückblick auf die Veranstaltung am 17. Juli 2013
im Generationenhaus Heslach der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung

Es nimmt in unserer Gesellschaft immer mehr Raum ein – mehr Wohnraum und mehr Lebensraum: einen Lebensplan nach neuen, alternativen und selbstorganisierten Wohnformen zu suchen und zu finden.

Im Rahmen des Quartiersprojektes im Stuttgarter Süden “Heslach im Blick“ stellte eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Alexander Gunsilius vom Sozialamt der Stadt Stuttgart am 17. Juli 2013 im Generationenhaus Heslach unter dem Thema “… des Wohnens wert … des Lebens wert …“ innovative Wohnformen und -projekte, die unser künftigen Leben begleiten werden, vor.

Die Resonanz an der Veranstaltung hat gezeigt, immer mehr Menschen sind gezielt an neuen sozialen Lebensformen interessiert. Gemeinschaftsorientierte und sozial-gemeinschaftliche Partnerschaften unter dem Aspekt nachbarschaftlicher Netzwerkunterstützung werden unser Leben in Zukunft immer stärker prägen.

In der bewusst als Informations- und gleichzeitig als Begegnungsabend angekündigten Veranstaltung zeigte sich in den viel Raum gelassenen Einzel- und Gruppengesprächen deutlich das große Interesse der anwesenden Bürger an zukunftsorientierten Wohnformen. Zuvor stellten Wohn-, Bau- und Interessensgemeinschaften ganz unterschiedliche Projekte und Initiativen vor. Vier bemerkenswerte Modelle von Wohn- und Lebensformen, die an dem Abend präsentiert wurden, bewiesen eindrucksvoll, wie Bürger in Zukunft wohnen und leben wollen bzw. können.

1.
Petra Schneider von der Wabe e. V. wohnt seit mehr als 12 Jahren mit vier weiteren Bewohnerinnen im obersten Stockwerk des Generationenhauses Heslach in einer Hausgemeinschaft der “Wabe“. Wie es dazu kam und wie sie in ihrem Wohnprojekt mit der engen Koppelung sozialer, kultureller und gesellschaftlich orientierter Einrichtungen lebt, schilderte Petra Schneider den Teilnehmern an der Veranstaltung auf bemerkenswert eindrückliche Weise.
mehr: “Wabe e. V.“ – gemeinschaftliche Wohnformen für Jung und Alt

2.
Mit der “NaGe 2012“, einer Nachbarschaftsgemeinschaft, die derzeit noch als GbR auftritt und bei der vier Familien mit jeweils zwei Kindern im Alter zwischen 1 und 5 Jahren ein Haus erworben haben, illustrierte Katharina Karle den spannenden und gleichzeitig auch lehrreichen Weg, wie sie zu diesem aus heutiger Sicht noch ungewöhnlichen Wohnprojekt für junge Familien zusammengefunden haben, das künftig als Lebensmittelpunkt ein gemeinschaftsorientiertes Wohnen unter individuellen Vorzeichen zum Ziel hat.
mehr: “NaGe 2012“ – gemeinschaftsorientiertes Wohnen unter einem Hausdach

3.
Michael Dirk, dessen Leben auf vielfältigste Form der Kunst gehört, gründete im Jahre 2000 das November Projekt Stuttgart, eine private Initiative zur Bildung eines generationenübergreifenden Lebensmodells. Ziel der inzwischen auf 18 Mitglieder angewachsenen Gruppe ist ein selbstbestimmtes Leben im Alter unter gegenseitiger Anteilnahme. Nun wird sein Traum zur Wirklichkeit: Im von der SWSG neu erbauten Stadtquartier Am Roten Stich in Zuffenhausen-Rot mietet der Verein 10 Wohnungen an, um den Mitgliedern ein gemeinsames selbstbestimmtes Wohnen im Alter zu ermöglichen.
mehr: “November Projekt Stuttgart“ – selbstbestimmte, individuelle Wohngemeinschaft im Herbst des Lebens

4.
Eine ganz andere Form der generationenübergreifenden Wohnpartnerschaft bietet das vom Sozialamt organisierte Wohnen mit Hilfe. Das gemeinsam angebotene Projekt der Landeshauptstadt Stuttgart und des Studentenwerkes Tübingen-Hohenheim vermittelt Studierenden und Auszubildenden zusammen mit älteren Menschen eine Wohngemeinschaft. Ältere bieten eine Unterkunft zu günstigen Mietkonditionen – Jüngere unterstützen Vermieter bei der Bewältigung ihrer Arbeiten im Haushalt. Wie wertvoll eine solche Win-Win-Wohnform ist, konnte Harald Habich vom “Bürgerservice Leben im Alter“ anschaulich vorstellen.
mehr: “Wohnen mit Hilfe“ – jüngere und ältere Menschen als Wohngemeinschaft auf Zeit