„NaGe 2012“: gemeinschaftsorientiertes Wohnen einem Hausdach

2.
„Heslach im Blick: des Wohnens wert … des Lebens wert …“ am 17. Juli 2013
Katharina Karle auf der Veranstaltung:

So ungewöhnlich wie der Name ihrer Interessen- und Wohngemeinschaft war auch ihre Idee, die im Jahre 2010 geboren wurde und 2014 für vier Familien mit jeweils zwei Kindern Wirklichkeit wird: Die “Mitglieder“ der “NaGe 2012“ – NaGe steht für Nachbarschaftsgemeinschaft, 2012 für die offizielle Gründung der Wohnungseigentümergemeinschaft neuen Stils – beziehen zum Sommer 2014 ihr selbstorganisiertes Wohnprojekt in Stuttgart-Kaltental.

Katharina Karle (2. Mutter von rechts) und ihre 15 künftigen Mitbewohner, die bei ihrem gemeinschaftlich orientierten Wohnprojekt für den Fotografen ausnahmsweise mal eine kleine Pause einlegten. 

In begeisternden Worten stellte Katharina Karle, eine der “NaGer“, das gemeinschaftsorientierte Eigenheimprojekt vor. Obwohl, wie sie zunächst berichtete, am Anfang mehr oder weniger nur Steine im Weg lagen. Ein privates Wohnprojekt für mehrere Familien mit Kindern aus dem Boden zu stampfen, war neu, ist in Stuttgart immer noch ungewöhnlich, stieß zunächst auch auf Unverständnis bei Institutionen, bei Organisationen, bei Behörden, bei Stellen, die eine solche Maßnahme unterstützen können und wollen.

Zunächst musste ein “Masterplan“ erarbeitet werden, der die Vorstellungen aller Partner berücksichtigen sollte. In diversen Arbeitsgruppen wurden Pläne, Konzepte und Exposés entwickelt, die bspw. Architektenentwürfe, die Bauplanungen und -kosten, die Finanzierung unter Berücksichtigung von Fördermöglichkeiten, ein Sozial- und Energiekonzept und natürlich auch die Grundstücks- und/oder Objektsuche beinhalteten. Diese Suche eines geeigneten Objektes wurde zu einer weiteren großen Hürde. Viele wichtige Erfahrungen sammelte die Gemeinschaft durch die Teilnahme an den Stuttgarter Wohnprojekttagen, aufgrund intensiver Gespräche bei der Stadt und auch bei Notarterminen etc.

Alle gewonnenen Erkenntnisse flossen u. a. in eine ausführliche Bewerbung eines 4-Familien-Hauses inkl. eines Gemeinschaftskonzeptes für ein Grundstück, das die Stadt Stuttgart auf dem ehemaligen Messegelände für Wohnprojekte ausgeschrieben hatte. In dieser Phase gab es zeitweise 25 beteiligte potenzielle Bewohner, die Besichtigung von 18 Bauprojekten, 20 bis ins Detail protokollierte Sitzungen mit darüber hinaus acht beteiligten Planern bzw. Baugruppenbetreuern.

Am Ende machte jedoch eine Anzeige in der Stuttgarter Zeitung das “Rennen“: Es konnte ein Altbau mit großem Garten in Kaltental erworben werden, der nun nach den vereinbarten Planungskonzepten entsprechend umgebaut wird. Und dies, nachdem auch die L-Bank, die KfW, die Familienbau-Förderprogramme der Stadt Stuttgart, Notare sowie Versicherungen das Gemeinschaftsprojekt genehmigt bzw. unterstützt hatten.

Jetzt geht es, wie Katharina Karle euphorisch erklärte, ans Eingemachte – sprich, der Umbau ihres NaGe-Projektes – mit dem Ziel, im Sommer 2014 mit vier Familien in ihre Nachbarschaftsgemeinschaft einzuziehen. Derzeit ist der Umbau, der auf einem “bedarfsgerechtem, demokratischem“ Grundriss beruht, in vollem Gange. Zwei entscheidende Grundlagen sollen hier stellvertretend für das nachbarschaftliche Leben, das für die vier Familien eine zentrale Rolle spielen wird, erwähnt sein. In ihrer beschlossenen Präambel heißt es:
– Wir wollen füreinander da sein und uns durch die Gemeinschaft den Alltag, z. B. bei der Kinderbetreuung oder der gemeinsamen Gartenpflege, bei Krankheit oder im Alter erleichtern.
– Wir wollen umweltbewusst im Sinne einer Nachhaltigkeit für ein tolerantes und wohlwollendes Miteinander bauen und leben.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die “Nachbarschaftsgemeinschaft 2012“ eine wahre Pionierleistung vollbracht hat. Und, wie Katharina Karle abschließend ausführlich betonte: “Um weiteren Interessenten an einer solchen Wohn- und Lebenskonstellation die Vorstellungen und Wege zu erleichtern, stehen wir gerne mit wertvollen Ratschlägen unterstützend zur Seite“.

Katharina Karle
4nager(at)gmail.com

Weitere wertvolle Hinweise gibt es unter:

www.stuttgart.de/wohnraumfoerderung
Fördermöglichkeiten durch das Landeswohnraumförderprogramm B-W und das Familienbauprogramm der Landeshauptstadt Stuttgart

www.wohnprojekte-portal.de
Ausführliche Infos über geplante und bestehende Wohnprojekte

www.kompetenznetzwerk-wohnen.de/sub/de/wissenspool/14Rechtsformen/index.php
Ratgeber über Wohnprojekte als GbR, Verein, WEG, Genossenschaft, Stiftung, GmbH

www.stuttgart.de/img/mdb/publ/20752/77016.pdf
Vorstellung des Wohnprojektetags 2012; im Mai 2014 wird voraussichtlich der nächste Wohnprojekttag der Stadt Stuttgart stattfinden

„November Projekt Stuttgart“: selbstbestimmte, individuelle Wohngemeinschaft im Herbst des Lebens

3.
„Heslach im Blick: des Wohnens wert … des Lebens wert …“ am 17. Juli 2013
Michael Dirk auf der Veranstaltung:

Vor 13 Jahren, an einem Novembertag, erblickte das “November Projekt Stuttgart“ das Licht der Welt. Dahinter stand ein Zusammenschluss von Menschen, die in Zeiten sozialer und gesellschaftlicher Veränderungen eine neue Heimat gesucht und gefunden hatten. Der gegründete Verein, dem jetzt 18 Mitglieder im Alter von 58 bis 90 Jahren angehören, wurde zu einem generationenübergreifenden Lebensmodell mit dem hauptsächlichen Ziel, unter Einbeziehung junger Familien ein gemeinschaftliches Wohnen im Alter zu verwirklichen.

Mit diesen einleuchtenden Worten begann Michael Dirk, der Initiator des “November Projektes“, seine Vorstellung. Und er unterstrich dabei gleichzeitig das gemeinsame Ziel, das sich alle Mitglieder gestellt haben: das selbstbestimmte Leben im Alter in einem persönlich geprägten Netzwerk der gegenseitigen Anteilnahme und Hilfe. Und dies – ganz pragmatisch ausgedrückt – sollte nicht in einem “Altersheim“ enden und auch in keine finanzielle Abhängigkeit mehr bedeutet.

            






Wenn man so will, hat der Künstler Michael Dirk – nun auch Wohn- und 
Lebenskünstler  – mit seinem  “November Projekt“ sein größtes Kunstwerk geschaffen, ein Lebenswerk ist es allemal.

Der ausgeprägte Gemeinschaftssinn der Mitglieder und rund 40 weiterer Freunde, die dem Verein nahestehen, zeigt sich in dem Engagement, das sie mit- und einbringen. 1x monatlich findet ein Jour Fixe statt, und zahlreiche Aktivitäten haben die Gruppe inzwischen fest “zusammengeschweißt“. Und immer stand das Ziel vor Augen, irgendwann in einer lockeren und dennoch gegenseitig verantwortungsbewussten Wohngemeinschaft mit in sich geschlossenen Wohneinheiten zu leben.

Jetzt hat das Irgendwann ganz konkrete Formen angenommen. Maßgeblichen Anteil daran hat die SWSG, die Stuttgarter Wohn- und Siedlungsgesellschaft. Im Rahmen ihres inzwischen fest verankerten Sozialmanagements, Wohnraum für Ältere zu schaffen – sowohl in finanzieller Hinsicht als auch architektonisch in barrierefreiem Ambiente – fanden das “November Projekt“ und die Baugesellschaft zusammen. Im bereits erschlossenen neuen Stadtquartier Am Roten Stich in Zuffenhausen-Rot wird der Verein insgesamt 10 Wohneinheiten in Form von Zwei- und Dreizimmerappartements anmieten.

Mit Fertigstellung der Wohnungen zieht dort ein Teil der Mitglieder ein, berichtete Michael Dirk stolz den aufmerksamen Teilnehmern des Abends. Und die Gruppe setzt noch eins drauf: Gleichzeitig wird eine Dreizimmerwohnung als Gemeinschaftsraum mit angemietet, der wiederum auch von allen Bewohnern des neuen Quartiers für viele denkbaren Aktivitäten genutzt werden kann. Zwischenmenschliche Kontakte werden groß geschrieben. Daher auch das Konzept, die 10 Wohnungen nicht unter einem Dach aufzuteilen, sondern verteilt im Areal, um ein gesellschaftliches Miteinander mit allen, mit Jung und Alt, zu fördern und zu pflegen.

“Wir wollen das neue Stadtquartier beleben“, so lautete das Bekenntnis von Michael Dirk, der mit seiner Frau selbst dort einziehen wird. Wichtig dabei ist, dass den neuen Bewohnern des “November Projektes“ ihre Mobilität erhalten bleibt. Neben dem Netzwerkgedanken der gegenseitigen Unterstützung wird es natürlich weiterhin gemeinsame Aktivitäten in Form von Reisen oder Ausflügen geben, darüber hinaus ist an Car-Sharing, Fahrgemeinschaften, Einkaufstagen und eine Cafetéria gedacht.

Fazit: Das “November Projekt Stuttgart“ ist ein Wohn- und Lebensmodell, das Leuchtturmfunktion hat. Michael Dirk konnte eindeutig den Beweis antreten, dass nichts unmöglich ist. Frei einem im Italienischen gebräuchlichen Sprichwort: se vuoi, se puoi, sarà – wenn du kannst, wenn du willst, dann wird’s.

Auch wenn die Veranstaltung unter dem übergeordneten Motto “Heslach im Blick“ stand, konnte Michael Dirk mit dem Blick über die Stadtteilgrenzen hinaus ein beredtes Bild für neue Wohnformen aufzeigen. Und dieses Modell stünde auch dem Stuttgarter Süden gut zu Gesicht.

Michael Dirk
michaeldirk(at)neues-von-parzival.de
Tel. 0711 2237210

Weitere vertiefende Informationen gibt es unter:
www.novemberprojekt.de

„Wohnen mit Hilfe“: jüngere und ältere Menschen als Wohngemeinschaft auf Zeit

4.
„Heslach im Blick: … des Wohnens wert … des Lebens wert …“ am 17. Juli 2013
Harald Habich auf der Veranstaltung
:

Es klingt einfach, es klingt praktikabel – und es hörte sich auch überzeugend an, was Harald Habich vom “Bürgerservice Leben im Alter“ in Bad Cannstatt über das Wohnpartnerschaftsprojekt “Wohnen mit Hilfe“ auf sehr anschauliche Weise vorgestellt hatte.

Einfach ist es, weil eine generationenübergreifende Wohnpartnerschaft durch die unterstützende Vermittlung der Stadt Stuttgart und des Studentenwerkes Tübingen-Hohenheim getragen ist. Von Beratern, die aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer persönlichen Kontakte zu den Menschen, die eine solche in den meisten Fällen befristete Wohngemeinschaft eingehen wollen, fundiert erfahren, wer zueinander “passt“. Das Vertrauen in der Verantwortung, dass die Mitarbeiter innerhalb des Projektes bieten können, gibt auch die Sicherheit, die von den bisherigen Nutznießern dieser Form des Zusammenwohnens in bisher allen Fällen hoch geschätzt wird.

Und ganz praktikabel ist es auch, das Wohnen zwischen Jüngeren und Älteren, wie Harald Habich an “qualifizierten“ Beispielen aufzeigen konnte. Auf der einen Seite sind es ältere Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen einen entsprechenden Wohnraum zur Verfügung stellen können, bspw. als Einliegerwohnung oder mit einem abgegrenzt zu betretenden eigenen Wohnraum. Menschen, die nicht ausschließlich alleine leben möchten. Menschen, die hin und wieder für unterstützende Hilfestellung dankbar sind, wie z. B. bei Einkäufen, bei Gartenarbeiten, beim Autofahren, bei Besorgungen, die ins Gewicht fallen. Es ist ein Stück weit die Fürsorge, die ein Mitbewohner ausüben sollte – selbstverständlich unter der Prämisse, dass er keine pflegerischen, durch Krankheit verursachte Leistungen erbringt oder auch durch Vollmacht an finanziellen Dingen Verantwortung trägt.

Auf der anderen Seite sind es junge Menschen, die entweder im Studium sind oder eine Ausbildung machen – Menschen, die häufig genug knapp bei Kasse sind und bedingt durch den Studien- bzw. Ausbildungsplatz in einer für sie neuen Umgebung wohnen müssen. Und die natürlich im Sinne eines sozialen Engagements bereit sind, ihrem älteren Vermieter – wo es geht – “unter die Arme zu greifen“. Für diese Hilfestellung bezahlt der junge Mensch eine deutlich niedrigere Miete als normalerweise üblich. Und diejenigen, die einen Teil ihres Wohnraumes zur Verfügung stellen, profitieren von gewissen Annehmlichkeiten, die ihren Alltag erleichtern helfen.

Der “Bürgerservice Leben im Alter“ führt innerhalb des Projektes “Wohnen mit Hilfe“ die auf beiden Seiten Suchenden zusammen, entwickelt gemeinsam festzulegende Vereinbarungen und gibt Hilfestellung, wie das gemeinschaftliche Wohnen auf Zeit verwirklicht werden kann. Und sollte es einmal zu Meinungsverschiedenheiten im Zusammenleben kommen, übernimmt der Projektförderer auch die Mediatorenfunktion. “Doch ein solcher Fall ist“, so die stolze Aussage von Harald Habich, “bisher noch nicht vorgekommen“.

Last but not least: Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil, vor allem für die jüngeren Menschen, die auf Wohnraumsuche sind, wurde von Harald Habich hervorgehoben: “Wohnen mit Hilfe“ ist deutschlandweit und auch international vernetzt, so dass bereits vor einem geplanten Umzug der jungen Menschen entsprechende Kontakte hergestellt werden können.






“Gegenseitige Unterstützung, bei denen ältere Bürger, die Wohnraum anbieten können, und jüngere Menschen, die auf der Suche nach Wohnraum sind, ist das Win-Win-Partnerschaftsprinzip“ – so fasst Harald Habich das Projekt “Wohnen mit Hilfe“ in einem Satz zusammen.

Harald Habich
harald.habich(at)stuttgart.de
Tel. 0711 2162578

Weitere erklärende Hinweise gibt es unter:

für die Bürger Stuttgarts
www.stuttgart.de/wohnen-mit-hilfe

bundesweit
www.wohnenfuerhilfe.info

Innovative Wohnformen – Veranstaltung in Heslach

„Heslach im Blick“, das Quartiersprojekt im Stuttgarter Süden, hatte am 17. Oktober 2012 im Generationenhaus Heslach seinen Auftakt. Heslacher Bürger und Institutionen haben sich zusammengefunden mit dem Ziel, die sozialen Strukturen im Quartier weiterzuentwickeln. Dazu gehört unter anderem das Thema „Wohnen in Heslach“.

In den vergangenen Jahren ist bei den Bürgern das Interesse an neuen, alternativen, selbstorganisierten Wohnformen gestiegen. Wesentliche Motive bestehen darin, Vorsorge zu treffen für Hilfebedürftigkeit und bewusst eine neue Lebensform mit sozialen Kontakten zu gestalten. Eine Arbeitsgruppe des Projekts „Heslach im Blick“ möchte mit der Veranstaltung … des Wohnens wert … des Lebens wert … spannende und innovative Wohnformen vorstellen. Der Abend soll aber auch Menschen in Kontakt und Austausch bringen, die sich für bemerkenswerte Wohnprojekte und Initiativen interessieren.

Die Veranstaltung „… des Wohnens wert … des Lebens wert …“ wird musikalisch umrahmt von Herrn Vladimir Romanov, und Herr Bernd Lange, Heslacher Bürger, wird eine Kurzgeschichte aus seinen „Südseiten“ vorlesen.

Alle Bürger von Heslach sind herzlich eingeladen zu einem Informations- und Begegnungsabend, an dem sie eindrucksvolle Initiativen und die Menschen, die diese Initiativen tragen, kennenlernen. Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch, 17. Juli 2013 von 18:30 Uhr bis 20:45 Uhr im Generationenhaus Heslach der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung, Gebrüder-Schmid-Weg 13. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.