Interview mit Petra Schneider, Hausbewohnerin und Mitglied der Wabe e. V.

Interview von Sabine Böhringer (SB), Mitarbeiterin vom Gebrüder Schmid Zentrum (GSZ) mit Petra Schneider (PS), Bewohnerin der Wabe-Hausgemeinschaft im Generationenhaus Heslach – vom 2. Juni 2020

SB: Liebe Petra Schneider, du lebst hier im Generationenhaus Heslach im fünften Stock in der Hausgemeinschaft der Wabe e. V. und bist selbst engagiertes Mitglied im Verein. Normalerweise ist hier im Haus immer etwas los, es „tobt sozusagen das Leben“. In den letzten Monaten kam das öffentliche Leben zum Erliegen, auch im Generationenhaus Heslach. Es fanden keine Veranstaltungen im Gebrüder Schmid Zentrum mehr statt und der Betrieb des Café Nachbarschafft musste eingestellt werden. Das Pflegezentrum mit seinen Hochrisikopatienten ist heute noch geschlossen und das MüZe Süd Familienzentrum e. V. im dritten Stock hatte seinen Betrieb ebenfalls heruntergefahren und die Besucher fehlten. Langsam haben wir wieder Möglichkeiten, aktiv zu werden, allerdings teilweise unter unerfreulichen Beschränkungen, so dass die Menschen lieber noch darauf verzichten.
Was hat sich für dich seit den Corona-Vorsichtsmaßnahmen im Generationenhaus verändert? Wie fühlst du dich mit dem Zwangs-Stopp deines Engagements im Haus?

 PS: Mich hat der Corona-Lockdown insgesamt sehr geschlaucht. Vieles macht mich traurig, vor allem, dass der Innenhof lahm liegt und das Café, aber auch die Menschen in der Tagesbetreuung fehlen, die immer so viel Freude am begrünten Innenhof hatten. Ich habe mich immer über den guten Umgang zwischen Mitarbeitern und Besuchern der Tagesbetreuung gefreut und über die hilfsbereiten Menschen im Café, die auch mal schwere Töpfe für mich geschleppt oder die Pflanzen gegossen haben. Das ist alles weggebrochen. Ich habe den Innenhof in der Zwischenzeit nur auf Erhalt gepflegt, allerdings macht es keinen Spaß, wenn ich es so alleine machen muss. Den so verlassenen Innenhof finde ich trostlos und mir fehlen der Kontakt und die Menschen drumherum!

 SB: Noch im Herbst 2019 hattest du das Projekt „Bepflanzung des Café-Innenhofes“ übernommen und aus dem gemeinsamen Innenhof neben dem Café Nachbarschafft eine kleine Oase gezaubert. Aus deiner jüngsten Zwiebelsteck-Pflanzaktion im Frühjahr sind – rechtzeitig zu Ostern – wunderschöne gelbe Narzissen und rosa und lila Tulpen entstanden, die aber leider kaum jemand genießen konnte.
Konntest du Alternativen finden?

PS: Ja, das war richtig schade! Aber ich kümmere mich jetzt am Wochenende um die Bergziegen im Innenhof des Pflegezentrums und sorge dafür, dass die Tische drumherum sauber und die Aschenbecher geleert sind. So bin ich mit Pflegebewohnern und Pflegepersonal in Kontakt und kann bei Bedarf auch mal helfen.“

SB: Wenn du dir etwas wünschen dürftest – was würde dir die Gegenwart erleichtern?

 PS: Der Kontakt und die Kooperation mit anderen Menschen. Ich freue mich über die vorläufige Wiedereröffnung des Cafés im Feiergarten ab Juli und das werde ich auch gerne unterstützen und mitgestalten. Ich habe die Idee, die Begrünung des Innenhofs in den Feiergarten zu verlagern. Wir bringen die Pflanzen alle hoch und kaufen neue dazu und ich würde gerne kleine Inseln anlegen mit kleinen Hollywood-Schaukeln (die gibt es schon im Keller). Mir würde das sehr viel Spaß machen. Eine Dame von den Initiativen hat mir einen kleinen Plätscherbrunnen versprochen, den ich mir dort gut vorstellen kann. Ich fände es auch schön, wenn die Leute Essen mitbringen und ein kleines Picknick machen könnten und das GSZ stellt dazu beispielsweise die Getränke. Ich könnte mich unter der Woche um die Begrünung und Gestaltung kümmern, am Wochenende brauche ich allerdings Unterstützung von meinem Wabefreund Ramin Farivar, der mir auch bei der Innenhofbegrünung geholfen hat. Außerdem habe ich eine ehemalige Kollegin, die mir auch gerne dabei helfen würde. Wir könnten die Eröffnung des Cafés in der neuen Stadtbücherei aushängen, so können die Leute auch spontan vorbeikommen.
Die Bewohner des Pflegezentrums brennen jedenfalls darauf, sich im Feiergarten- Café aufzuhalten. Als wir von der Wabe im letzten Jahr das Wochendcafé im Feiergarten veranstaltet haben, haben die Bewohner das so sehr genossen. Das erfreut mein Herz, da weiß ich dann, wofür ich mich engagiere.“

SB: Wenn ich das so höre, wie sehr dir das Miteinander am Herzen liegt und wie du sprudelst vor Ideen, dich hier im Haus einzubringen, kommt mir der Gedanke, dass du die perfekte und passende Bewohnerin für ein Mehrgenerationenhaus bist und doch auch eine der guten Seelen im Haus, die alles zusammen halten …

PS: Danke. Ja, ich bin mit ganzem Herzen und seit 20 Jahren hier. Würde ich im Lotto gewinnen, würde ich das Geld in eine Stiftung stecken für das Generationenhaus. Mir liegt viel an den Bewohnern und am Haus. Ich halte es für ein echtes Juwel und würde es viel mehr pflegen.
Zum Beispiel war es für mich ein wunderbares Erfolgserlebnis, im letzten Jahr den Innenhof zusammen mit der Praktikantin des GSZ zu begrünen. Ich habe Lust darauf, Dinge miteinander zu gestalten. Wenn ich mit anderen zusammen etwas schöner machen kann, habe ich doppelten Spaß und Gewinn dabei.

 SB: Was wünschst du dir für die Zeit nach Corona, für dein Engagement und für das Café Nachbarschafft, das ja im Sommer umgebaut wird und dann – hoffentlich bald – als Offener Treff neu startet?

PS: Wo mein Herzblut steckt, habe ich ja schon beantwortet. Ich bin Fan vom Haus und seinen Bewohnern, seiner Philosophie, ich liebe den Feiergarten und freue mich über jede Verschönerung. Ansonsten frage ich mich für die Zeit nach Corona: Wenn das Café dieses Jahr im Feiergarten ein Renner wird, wird das neue, umgebaute Café Nachbarschafft das noch toppen können?

 SB: Welche Auswirkungen hat die Pandemie für dein Engagement bei der Wabe e. V.?

PS: Wir sind nur noch ein paar Leute, die den Verein zusammenhalten, aber das war schon vor der Pandemie so. Ich bin im Verein schon 20 Jahre engagiert und eine der „tragenden Säulen“. In den letzten Wochen habe ich mich öfter gefragt, wie lange ich das noch machen will. Ich fühlte mich irgendwie müde. Aber dann habe ich drüber geschlafen und am nächsten Tag dachte ich, ach ich mach das erst mal weiter. So lange andere mitmachen, ist es auch im kleinen Kreis ok und man kennt sich ja auch schon lange … Das Wabeblättle rauszubringen macht mir auf jeden Fall viel Spaß. Die Wabe hat dieses Jahr 20jähriges Jubiläum und im Oktober kommt mit vereinten Kräften das Jubiläumsblättle mit dem Titel „Aufbruch in Heslach“ heraus. Und zufälligerweise passt das durch Covid19 jetzt besonders gut …

 SB: Was wünscht du dir für die Zukunft an Unterstützung vom GSZ?

PS: Eine weiterhin so gute Kooperation und vielleicht einen Bufdi oder Praktikanten, der mich bei meinen Aktivitäten unterstützt. Vor allem freue ich mich über die beständige Unterstützung von Waldemar Richter, der eine ganz bescheidene, hilfsbereite Art hat. Wenn etwas fehlt, dann besorgt er Ersatz, wenn etwas defekt ist, repariert er es. Er ist auch eine der Seelen hier, die alles zusammen halten!“

SB: Ich danke dir, liebe Petra Schneider, für das Gespräch, dein großes Engagement und die wirklich sehr schöne Kooperation! Du bist ein echter Gewinn für das Haus!